Das gemeinsame Abschiedsfrühstück |
Good bye, Silicon Valley! Den letzten Tag unserer Delegationsreise beginnen wir mit einem gemeinsamen Frühstück. Visitenkarten austauschen, Gespräche verabreden, die Woche noch mal Revue passieren lassen, den Spirit des Silicon Valley und die Luft der Freiheit inhalieren, und dann reisen die Delegationsteilnehmer zu weiteren Gesprächen nach Kansas City, nach San Francisco oder zum Flughafen. Die verbleibende Gruppe von sieben Delegationsteilnehmer bricht gen Süden zum Weingut Paraiso Vineyards in der Nähe von Soledad etwa 90 Meilen südlich von San José auf. Das Weingut betreibt eine Photovoltaik-Anlage, die die Firma GP Joule aus Reußenköge errichtet hat. Die Anlage produziert über 400 kW und versorgt die Wasserpumpen, die Grundwasser zur Bewässerung der Weinberge fördert. Und das Bewässerung von Weinstöcken unerläßlich ist, konnten wir schon bei unserer Fahrt erkennen.
Die sehr schöne und beeindruckende bergige Landschaft rechts und links des Highway 101 ist braun und trocken, um nicht zu sagen verdorrt. Ohne Bewässerung kann schon im nördlichen Kalifornien nichts wachsen. Jason Smith, der Betreiber des 1973 gegründeten Weinguts und Sohn des Gründers, erläutert uns, dass der Grundwasserspiegel im Monterey County immer noch ausreicht, um seine Weinstöcke und andere Ackerflächen zu bewässern. Im Süden Kaliforniens dagegen herrscht immer wieder akuter Wassermangel. Deshalb werden in Kalifornien Wasserrechte schon als Anlageform in Rohstoffe gehandelt. Die Lage für Jasons Weinbetrieb ist offensichtlich schwierig. Erstmals seit Bestehens des Weinguts hat Jason Trauben nicht verwertet. Die ertragsreichen Ernten der Vorjahre hat zu einem Weinüberschuss geführt. Außerdem scheint der Verbrauch von Wein zu stagnieren bzw. zurückzugehen. Die Konkurrenz durch andere Getränke, insbesondere Craft-Bier, aber auch Kaffee und alkoholhaltigen Softgetränken verringert den Weinkonsum.
Ein Teil der delegation auf dem Weingut Paraiso Vineyards in der Nähe von Soledad, etwa 90 Meilen südlich von San José |
Neben der notwendigen Wasserversorgung ist die Versorgung des Weinguts mit elektrischer Energie essentiell für den Betrieb. Jason und Ralf Horn, Präsident der Kirell Power Inc. mit Sitz in Los Gatos, aus Bonn stammend und 1966 in die USA ausgewandert, schildern uns, wie fragil die Stromversorgung in Kalifornien ist. Die Stromnetze sind veraltet, und der monopolistische Stromversorger PG & E Pacific Gas & and Electricity, der schon mehrmals vor der Insolvenz stand, ist schlicht nicht in der Lage, das Leitungsnetz zu erneuern. Das führt nicht nur zu massiven Stromausfällen im Sommer, wenn die Betriebe im Monterrey County auf Stromversorgung für die Bewässerung und Kühlung der Ernte angewiesen sind, sondern auch zu Wald- und Steppenbränden. Eigentlich sollte die installierte Photovoltaikanlage die Abhängigkeit von PG & E verringern. Aber PG & E ist kein Freund von erneuerbarer Energie. Das Unternehmen ist verpflichtet, die Solarenergie im Netz aufzunehmen, was die ohnehin schon veralteten Leitungen weiter belastet. Paraiso Vineyards ist auch noch keine energieautarker Betrieb.
Ralf Horn sieht für die Zukunft eine Lösung in der Verwendung von Wasserstoff, der auch als Speichermedium dienen kann. Derzeit nutzt Paraiso Vineyards neben Strom Gas als Energiequelle und ist an ein Gasleitungsnetz angeschlossen, dessen Zustand offensichtlich deutlich besser ist als der des Stromnetzes. Die Perspektive ist, die Gasversorgung künftig Schritt für Schritt durch grünen Wasserstoff, der zugleich als Energiespeicher genutzt werden kann, zu ersetzen. Außerdem hält Ralf den Einsatz von Batterien als Energiespeicher für notwendig. Wieso es in Kalifornien als der fünftstärksten Wirtschaftsregion der Welt zu solch elementaren Fragestellungen wie einer gesicherten Wasser- und Stromversorgung kommen kann , für die es offensichtlich keine Lösungen gibt, können wir nicht nachvollziehen. Jason und Ralf machen die Politik des Staates Kalifornien, insbesondere der aus ihrer Sicht überzogene Umweltschutz dafür verantwortlich. „It’s politics…“
Wir - mit unserem Fahrer Alfredo |
Der Besuch auf Paraiso Vineyards verschafft uns einen Einblick in die drängenden Fragestellungen, die Kalifornien lösen muss. Ob die Tech-Konzerne des Silicon Valley hier helfen werden? Unser Busfahrer Alfredo, an dessen Fahrstil wir uns inzwischen gewöhnt haben, bringt uns sicher und pünktlich zum Flughafen von SFO. Der Minister und ich steigen gleich in unseren Flieger nach München. Wir haben eine intensive, sehr anregende und inspirierende Woche im Silicon Valley verbracht.
Das Feedback der Delegationsteilnehmer ist positiv. Nun geht es um die Auswertung und Nacharbeit. Welcome back in Schleswig-Holstein, the true North!
Und hier geht's zum ganz persönlichen Fazit der einzelnen Delegationsmitglieder