Donnerstag, 21. November 2019

Besuch in der Wiege von Google, Paypal & Co




California, the Golden State! Der offizielle Beiname Kaliforniens hat einen hohen Symbolwert, und dies trifft auch in vielerlei Hinsicht auf das Silicon Valley zu. Kalifornien ist der mit Abstand bevölkerungsreichste Staat der USA, er erwirtschaftet 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der USA. Losgelöst von den USA wäre Kalifornien die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Im Silicon Valley sind in den letzten Jahrzehnten Unternehmen entstanden, deren technologischen Entwicklungen das Leben der Menschen weltweit verändert haben. Hollywoods Filmindustrie prägt die westliche Kino- und Filmwelt. Kalifornien übt eine große Faszination auf Menschen aus, die die Welt verändern wollen. Davon konnten wir uns auch heute wieder überzeugen.

Auf unserem Programm stand der Besuch bei Plug and Play, gegründet 2006 und global agierender Technologie-Accelerator und einer der aktivsten Wagniskapitalgeber im Silicon Valley. Das Land Schleswig-Holstein hat im Frühjahr 2019 mit Plug and Play einen Vertrag über eine internationale Kooperation geschlossen. Dank der Kooperation können bis zu zehn StartUps  an den internationalen StartUp-Programmen von Plug and Play teilnehmen. In diesem Jahr nehmen erstmals sechs StartUps – Orthodrone GmbH aus Kiel, Travelsation UG aus Hamburg, OQmented GmbH aus Itzehoe, Bareways GmbH aus Lübeck sowie die Nautix Technologies IVS aus Kopenhagen – an dem dreimonatigen Programm von Oktober bis Dezember 2019 teil. Wir treffen heute um 10 00 Uhr Konrad Köppe von Bareways, Henrik Lange und Niko Schöning von Instrument of Things – zugeschaltet per Videokonferenz - sowie Benedikt Käs von OQemented, Julian Teege von Orthodrone und Shantanu Mishra von Nautics bei Plug and Play.

Pressegespräch mit 6 Startups per Videokonferenz - hier in Californien Minister Buchholz und Benedikt Kläs von Oqmented sowie die Journalistinnen Anne Holbach von den Kieler Nachrichten (rechts) und Magret Kiosz vom sh:z

Minister Buchholz und Leila Kehl, die das internationale Programm bei Plug and Play betreut, führt mit den StartUps-Vertretern eine Pressegespräch per Videokonferenz mit den Kieler Nachrichten und dem SHZ, deren Vertreter in Kiel im Büro von Minister Dr. Buchholz sitzen, durch. Die StartUps schildern, welche Erfahrungen sie bisher durch die Teilnahme an dem Programm von Plug and Play gewonnen haben. Plug and Play hat allen eine sehr intensive Einführungswoche geboten. Plug and Play hat für die Teams Mentoren ausgesucht, die dank ihrer eigenen Erfahrungen als Gründer oder Manager und ihrer fachlichen Expertise den StartUps mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die gewinnbringende Zusammenarbeit mit den Mentoren betonen alle Gründer.

Buchholz mit Leila Kehl
Jede Woche finden mindestens 20 Pitches statt, in dem StartUps aus der ganzen Welt ihre Ideen und Konzepte vorstellen. Davon profitieren alle Programmteilnehmer. Die StartUps haben z.T. schon über 50 Kontakte und Gespräche mit Venture Capitalgebern und Investoren geführt, die durch die Kontakte von Plug and Play zustande gekommen sind. Übereinstimmend sind die vier Vertreter der StartUps der Überzeugung, dass sie schon nach sechs Wochen sehr viel gelernt haben. Im Silicon Valley zählt zuallererst die Idee, die Begeisterungsfähigkeit der Mentoren und Investoren inspiriert und motiviert, hier werden keine Hindernisse gesehen, sondern Wege aufgezeigt, wie es funktionieren kann. Alles ist machbar, denkt größer, globaler und schneller, und wer scheitert, steht wieder auf und versucht es erneut. Scheitern ist kein Makel, sondern Teil der StartUp-Kultur frei nach dem Motto, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das Feedback unserer StartUps zeigt, wie gewinnbringend das Plug and Play-Programm für sie ist. Sie sind in einer neuen Gründermentalität angekommen. Wer nicht im Silicon Valley ist, kann nicht von dem Spirit, den Trends und Ideen und dem Wagniskapital, das hier vorhanden ist, partizipieren. Unsere StartUps lernen, dass sie weniger bescheiden und dafür umso selbstbewußter auftreten dürfen und müssen.

Leila zeigt der Delegation, die parallel zu dem Pressetermin ein Gespräch mit Vertretern des German Accelerator, einem vom BMWi finanzierten Acceleratorprogramm im Silicon Valley geführt hat, die Räumlichkeiten von Plug and Play. Wo sitzen unsere StartUps, wo sind die Arbeitsplätze der Investoren, wo finden die Pitches statt? Plug and Play bietet 50 Programme pro Jahr in jeweils zwölf Wochen und investiert in über 250 StartUps pro Jahr. Die Zahl der Branchen, in denen Plug and Play aktiv ist, ist beeindruckend: Travel & Hospitality, Brand & Retail, Internet of Things Supply Chain & Logistics, Food & Beverage, New Materials & Packaging, Energy & Sustainability, Cybersecurity, Real Estate.

Unternehmerin Petra Baader mit "Plug and Play"-Chef Saeed Amidi und dem Minister
Minister Buchholz trifft mittags den Gründer und CEO von Plug and Play, Saeed Amidi.  Saeed berichtet, wie seine Firmengruppe entstanden ist und wofür sie steht. Schnell zeigt sich, das die Themen erneuerbare Energien, Ernährung und Life Sciences – zentrale Bereiche in Schleswig-Holstein - für Saeed von großem Interesse sind. Von unseren StartUps zeigt er sich beeindruckt. Die Zusammenarbeit mit Schleswig-Holstein möchte er ausbauen und bei nächster Gelegenheit Schleswig-Holstein besuchen. Mit der Maschinenbau-Unternehmerin Petra Baader hat Saeed sich zu einem Gespräch verabredet.

Wir beenden unseren Besuch mit dem Eindruck, dass die Kooperation mit Plug and Play für unsere StartUps sehr lehrreich und motivierend ist und dass wir die Kooperation mit Plug and Play in den genannten Branchen ausbauen können- für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
Wir treffen nach diesem ausführlichen Besuch bei Plug and Play erst um 15:30 Uhr bei der Firma Dexterity.AI ein. Dexterity (auf Deutsch: Fingerfertigkeit, Geschicklichkeit) entwickelt Software für Roboter, die automatisiert Gegenstände greifen, heben und ablegen können. Sie können z.B. zum Umladen, Palettieren und Sortieren eingesetzt werden. Mike Hyslop, Hier ein kleiner Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Maschinen:


Vice President Business Development, zeigt uns zusammen mit seinem Team, was die Roboter von Dexterity können. Sie greifen unterschiedlichste Gegenstände und laden sie um. Die Gegenstände sind nicht sortiert oder gleichmäßig angeliefert, der Roboter muss jeden einzelnen Gegenstand identifizieren und legt ihn dann sortiert, gestapelt oder palettiert ab. Was wir sehen, ist wirklich beeindruckend: die Roboter greifen z.B. Weißbrot mit größtmöglicher Vorsicht und lagern es um. Dexterity hat einen Vertrag mit einer Bäckereikette in Boston geschlossen, wo die Roboter im Einsatz sind. Das 30-köpfige Team von Dexterity hat 26 Ingenieure, die Firma ist vor zwei Jahren gegründet worden. Sie sitzt derzeit noch in einer typischen „Gründergarage“: schlichte Räumlichkeiten voller Technik und Computerarbeitsplätze. Hier wächst eine Firma mit großem Potential – darüber sind sich alle Delegationsteilnehmer einig.

Wir treffen uns abends mit Vertretern der Deutschen Community in San Francisco zum Kennenlernen und Gedankenaustausch bei Pizza und Bier in San Francisco. Das Silicon Valley lebt von solchen Begegnungen. Jeder spricht mit jedem, Ideen werden geteilt. Zur Sprache kommt aber auch, dass nicht alles golden ist im Staate Kalifornien. Der Erfolg der großen Tech-Unternehmen hat die Preise für Wohnen und Leben in die Höhe getrieben, die Zahl der Obdachlosen ist (zu) hoch und die Preise steigen weiter. Die großen Unternehmen unterstützen daher im eigenen Interesse Wohnbauprogramme. Der Innovationsfreudigkeit und –tätigkeit bleibt aber ungebrochen.

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